Wir traurigen Radfahrer

Im Grunde sind wir Radfahrer sehr traurige Menschen. 
Menschen die nicht gemütlich zur Arbeit fahren wollen, 
Menschen die immer getrieben sind, wenn nicht von LKWs und PKWs, dann durch den Biker hinter einem,
wenn nicht durch den, dann von Mitmenschen die unseren Weg kreuzen müssen mit Ihrem Rollator oder Kinderwagen.

Wir sind traurige Menschen,
weil wir gehasst werden von den Autofahrern deren Blinker nicht funktioniert vornehmlich beim Rechtsabbieger – was übrigens ein Serienfehler bei Audi’s und BMW’s sein muss! – aber trotzdem abbiegen wollen.
Gehasst von Taxifahrern die auf dem Radweg parken müssen um nicht von Uber überrollt zu werden. 
Gehasst von Spediteuren und Lieferanten deren einzige Möglichkeit überhaupt Arbeit zu finden ist, auf dem Fahrradweg zu parken.

Wir sind traurige Menschen,
weil wir immer eilen von einem Ort zum anderen und dort auch ankommen, aber verschwitzt und nass, manche sogar stinking.
Traurig, weil wir an der Ampel, anstatt gemütlich hinüber zu schlendern, angestrengt in die Pedale treten müssen. 
Gar traurige Kreaturen, weil man uns ansieht, wenn es bergauf geht und wir dabei Meter für Meter, anschliessend Zentimeter für Zentimeter und schliesslich Millimeter für Millimeter uns abkämpfen müssen – um überhaupt an irgendein Ziel zu gelangen. 

Wir sind traurige Menschen,
weil uns unsere Eltern gelehrt haben, dass wir leiden müssen um von a nach b zu kommen, oder wir so schwach waren (sind!) und uns das selbst einreden, womöglich gar für die Gesundheit!
Für diese eigene Gesundheit atmen wir Feinstaub ein, Dieselpartikel, Benzingeruch und wer weiß was sonst noch.
Dabei ist es eine unerwiesene Möglichkeit, dass wir sogar Alzheimer bekommen durch’s Fahrrad fahren, nicht nur wegen der Abgaspartikel, sondern weil wir vergessen wollen! Unser Gehirn schützt uns quasi vor der Strapazen und lässt uns vergessen! Mit allen leidigen Nebenwirkungen.
So mancher ist auch bereits vom Rad gefallen wegen Überanstrengung, nicht selten lässt sich dann auch nur noch mit Asthma-Sprays bis ins Ziel weiterfahren – sicherheitshalber. 
Und das wir hierzulande keine Kindern mehr bekommen, hängt meiner Meinung nach auch direkt mit diesen Werkzeugen zusammen auf die man sich setzen muss um Fahrrad zu fahren: manche nennen sie Sattel, ich aber steige davon nach 30 Minuten ab und habe dabei ganz andere Gefühle im Unterleibsbereich – keine guten!

Na ja, wir Radfahrer sind wirklich traurige Menschen,
wer weiß, vielleicht wäre die Welt auch besser ohne uns, aber dann sehe ich da hinten noch traurigere Menschen, die müssen das Leben noch satter haben, noch mehr Sorgen mit sich tragen ob Sie Ihren Bestimmungsort überhaupt erreichen und diese Menschen scheinen mir durchaus verzweifelter!
Sie fahren ganz alleine im VW-Bus, Ihrem SUV oder übermotorisierten M3 in der Stadt! 
Diese armen, potenzgeilen, Ressourcen-verschwendenden, assozialen, traurigen Looser!
Ihr habt wirklich mein Mitleid verdient, quasi von einem traurigen Menschen zum anderen.
Bleibt stark!