Chiune Sugihara – „japanischer Schindler“: They were human beings and they needed help.

Heute vor 33 Jahren starb Chiune Sugihara (Wikipedia) – den u.a. auch Google vor zwei Tagen in einem sogenannten „Doodle“ präsentierte. Als Konsulatsmitarbeiter stellte er 1940 in der japanischen Botschaft in Litauen zwischen 2000-10000 Visa für immigrationswillige Personen mit jüdischem Glauben aus.

Berichtenswert, nach einigen Recherchen, finde ich es – neben der an sich bereits sehr beachtenswerten Tat – vor allem aus folgenden Gründen:

  • In einem Interview 1985 äußerte sich Sugihara-san angeblich wie folgt zu der Frage wieso er die Transit-Visa ausstellt: „Sie waren Menschen und Sie benötigten Hilfe“. Im Angesicht der aktuellen Flüchtslingswelle(n) und den -Dramen im Mittelmeer finde ich dies eine sehr bemerkenswerte Aussage und eine klare Botschaft: They were human beings and they needed help. So einfach ist es – tatsächlich.
  • Ein in Gedenken an diese Tat in Jerusalem (Bezirk Beit Shemesh) im Jahr 1985 gepflanzter Wald mit 400 Bäumen wurde, wie im Februar 2019 bekannt wurde, für Wohnblöcke gefällt. Das alleine ist bereits traurig genug, vor allem in dem Hinblick dass Herr Sugihara-san sich wohl darüber gefreut hatte, dass aus diesen Bäumchen mal ein kleines Wäldchen werden würde, auch für die Nachfahren der Geretteten.
    Interessant ist zudem, dass die japanische NHK einen wohl kritischen Artikel gelöscht hat, ich habe nur noch diese Twitterhinweis auf euronews dazu gefunden – ob da wohl jemand interveniert hat?
    Zudem sagt diese Fällung auch sehr viel aus über die politische Situation in Israel, sowie unserem allgemeinen Umgang mit der Vergangenheit im Kapitalismus: Geld siegt immer, auch bei solch‘ emotionalen Themen – notfalls dauert es halt mal 30 Jahre um Gras, bzw. Gebäude darüber wachsen zu lassen.
  • Als die sowjetische Armee 1944 in Rumänien einmarschierte, kam der Diplomat mit seiner Familie in Gefangenschaft und erst 1,5 Jahre später frei – angesichts der Verwicklungen Japans in den Weltkrieg nicht unverständlich.
  • 1947 wurde Herrn Chiune Sugihara als Diplomat seitens der japanischen Regierung gekündigt – angeblich wegen personeller Umstrukturierungen, allerdings gab es auch andere Stimmen „wegen des Vorfalls in Litauen“. Selbst in 2006 versuchte sich die damalige japanische Regierung um einen klare Aussage zu drücken, mit dem Hinweis dass Die Angelegenheit nicht mehr nachvollziehbar sei, anstatt mögliche Fehler einzugestehen.
  • In Litauen gibt es ein Museum, das Sugihara House, zu Ehren des Verstorbenen, weitere Informationen auf www.sugiharahouse.com

Zischen den Zeilen liest man oftmals viel mehr, als nur eine Wahrheit – das ist worüber ich mit meinen Newslettern berichten möchte, denn das fehlt mir in dem was wir „News“ nennen meistens.

PS: Herr Chiune Sugihara ist am 31.7.1986 in Kamakura gestorben, dieses Foto wurde von mir dort in 2011 gemacht, das ist allerdings eine ganz andere Geschichte und hat nichts mit Mr. Sugihara-san zu tun…

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